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KAPITEL 1
Rund um den Dorfanger

Hier hat alles begonnen. Hier, unweit des Tegeler Sees.
Und zwar nicht erst vor 700 Jahren, sondern schon viel früher, vor mehreren tausend Jahren.

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Hier hat alles begonnen. Hier, unweit des Tegeler Sees. Und zwar nicht erst vor 700 Jahren, sondern schon viel früher, vor mehreren tausend Jahren. Schon 9.000 v. Chr. machten unweit des heutigen Ortskerns Rentierjäger Rast. Funde aus der Bronzezeit zeigen, dass hier Menschen lebten. Urnen aus Ton wurden beim Graben in der Straße Alt-Tegel gefunden, ebenso Bronzemesser und Keramikscherben.

Wir fangen mit Tegel genau vor 700 Jahren an – in einer Urkunde von 1322 findet sich erstmals der Name des heutigen Ortsteils von Reinickendorf. Damals bestand er aus einer Dorfaue mit umliegenden Grundstücken von 290 Metern Länge und einer Kirche in der Mitte. An dieser Stelle könnte zuvor auch ein slawisches Dorf existiert haben, aber das ist nicht sicher belegt. Was aber gewiss ist: Die ersten Tegeler und ihre Nachfahren sprachen plattdeutsch.
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Das Wort „Tegel“ entstammt wohl einem slawischen Wurzelwort, das „Anhängsel“ bedeutet. Und genau damit ist der Tegeler See gemeint. Er ist ein Anhängsel der Havel und das Dorf entsprechend benannt.

Die Dorfkirche war damals ein Fachwerkgebäude. Der Dalldorfer Pfarrer Schlüter schrieb über sie: „Die Kirche ist sehr gering, klein und aus Holz erbaut mit einer schlechten Lehmwand, hat zwar zwo Glocken ...“ 1724 wurde die Kirche abermals als Fachwerkgebäude gebaut, die jedoch bald baufällig war. So wurde 1756 ein massiver Kirchenbau mit einem Turm errichtet. Damals hatte Tegel rund 150 Einwohner. Keine 20 Jahre später war die Einwohnerzahl auf 600 angestiegen – und die Kirche wurde vergrößert.

Die erste Schule befand sich auf dem heutigen Grundstück Alt-Tegel 37: Küster und Schulhalter Hans Wilcke hielt ab 1721 in dem kleinen Gemeindefachwerkhaus in seiner einzigen Stube den Unterricht ab. 1756 wurden 30 Kinder unterrichtet, viele mussten in dem kleinen Raum im Stehen lernen. Die heutige evangelische Kirche steht seit 1912 auf dem Dorfanger.

Napoleons Truppen zerstörten Anfang des 19. Jahrhunderts etwa die Hälfte des Dorfes Tegel – auch die Dorfschule. Ein Dorfbrand durch ein Gewitter zerstörte am 4. Mai 1835 sechs Gehöfte am Dorfanger, vor allem die Häuser parallel zum See. Sie wurden dann als massive Steinhäuser wieder aufgebaut. Die Gemeinde Tegel beschloss 1863 den Bau eines größeren Schulhauses.
Das Gebäude mit den roten Ziegelsteinen auf dem Grundstück Alt-Tegel 35 steht noch heute und hatte zwei Klassenräume für bis zu 80 Kinder und zwei Wohnungen für den Lehrer und Hilfslehrer. Die Zahl der Schüler stieg – 1885 auf 180, 1889 auf 270.

Die Teile der Dorfaue rings um die alte Dorfkirche wurden schon vor 1900 gärtnerisch gestaltet.
Zu diesem Zeitpunkt hatte man bereits einen Großteil der Gräber des Kirchhofs beseitigt und 1897 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal aufgestellt. Die westlich der Kirche angepflanzte Eiche – wohl eine „Kaiser-Eiche“ zum Gedenken an den Krieg von 1870-1871 – steht noch heute dort.


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